Erbaut im 17. Jahrhundert, ist die Casa Palü ein Zeuge des ehemaligen Gewerbegebiets bei Palü in Stampa. Über lange Zeit wurde es als Gerberei und Wohnhaus genützt. Ab 1964 diente es als Ferien- und Gästehaus des bekannten Schweizer Kunstmalers Varlin.
Die Casa Palü wurde im 17. Jahrhundert zwischen grossen Felsen am Ufer des Flusses Maira errichtet. Das Haus ist ein Zeuge des ehemaligen Gewerbegebiets bei Palü in Stampa. Über lange Zeit wurde es als Gerberei genützt. An der Rückseite des Hauses verlief ein Kanal, dessen Wasser sich in die Maira ergoss. Weiter oben am Kanal gab es Sägereien und Mühlen. Das bezeugen die Mühlsteine, die auf dem Gelände gefunden wurden. Ein Teil des Wassers wurde vermutlich durch den Keller des Hauses geleitet, in dem die Bottiche standen und in denen die Häute gegerbt wurden.
Ab dem 18. Jahrhundert ist eine Familie Stampa in Palü bezeugt. Besonders zu erwähnen ist Antonio Stampa «Tunin da la Palü», der Urgrossvater von Alberto Giacometti, der zusammen mit seinen fünf Töchtern die Gerberei betrieb. Nach seinem Tod im Jahr 1954 blieb das Haus längere Zeit unbewohnt, bis es 1964 vom bekannten Schweizer Kunstmaler Willy Guggenheim (1900-1977), alias Varlin, gekauft wurde. Er benutze es als Ferien- und Gästehaus. Der Schriftsteller Hugo Loetscher arbeitete in der Casa Palü längere Zeit an seinem Roman «Der Imune». Auch der Fotograf und Verleger Ernst Scheidegger verbrachte oft seine Ferien in diesem Haus.
Der älteste Teil des Gebäudes besteht aus drei Stockwerken aus dickem Mauerwerk, die ursprünglich alles Aussenmauern waren. Im Keller befindet sich heute noch ein grosser Steintisch, der wohl zu Zeiten als das Haus als Gerberei genutzt wurde, als Arbeitstisch diente. Über dem Keller befindet sich im heutigen Erdgeschoss die grosse Stüa, ein grosser mit Fichtenholz getäferter Raum mit einem gemauerten Ofen. Die Fenstereinfassungen, die Türe und andere Zierelemente sind aus Arvenholz, der Fussboden aus breiten Lärchenholz-Brettern.
Die ursprünglich schmale Treppe hinter dem Ofen, die durch ein Klappe in das darüberliegende ebenfalls getäferte Schlafzimmer führt, ist noch vorhanden. Der jüngere Teil des Hauses stammt vermutlich aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts. Er besitzt ein weniger massives Mauerwerk und besteht grössten Teils aus einer Holzkonstruktion in Strickbauweise, die ummauert wurde. Diese Holzkonstruktion ist in der kleinen Stüa und im darüber liegenden Zimmer heute noch zu sehen. Die beiden Bauetappen sind an der der Aussenfassade gut erkennbar. Moderne Küchen- und Sanitäreinrichtungen ergänzen den historischen Baubestand.