Das Haus Tannen ist ein 1341 errichteter Blockbau und eines der ältesten Holzhäuser im Kanton Schwyz und in Europa. Mit seiner imposanten Gestalt gehört es zum identitätsstiftenden Erscheinungsbild der Zentralschweizer Kulturlandschaft.
Verfügbarkeit
beschreibung und geschichte
- Die Südfassade des Haus Tannen vor der Restaurierung
- Der historische Ofen mit modernerem Herd in der Küche um 1990
Das Haus Tannen ist ein im Jahr 1341 erstellter, zweigeschossiger Blockbau und ist eines der ältesten Holzhäuser im Kanton Schwyz sowie in Europa. Der Sage nach wurde das Haus bereits um das Jahr 1290, zur Zeit der Gründung der Schweizer Eidgenossenschaft, in Riemenstalden (ca. 20 Autominuten von Morschach entfernt) erbaut und dann 50 Jahre später als Fahrnis an die heutige Stelle versetzt. Der neue Standort lag damals an einem der Saumwege zum Gotthardpass an guter Position. Aufgrund von wissenschaftlichen Untersuchungen nimmt man an, dass das alte Tannenhaus nach seiner Umsiedlung als Herberge und Gasthof für Reisende ins Urnerland und Richtung Gotthard gedient haben soll.
Das Alter des beinahe 700 Jahre alten mittelalterlichen Holzhauses ist an bestimmen Elemente aus der Erbauerzeit abzulesen, wie den kleinen Türöffnungen, den hohen Türschwellen oder den schmalen Lukenfenstern zur Vermeidung von Zugluft. Ein omnipräsentes Thema im Mittelalter war die Abwehr von Bösem und Unheil. So sind heute noch sogenannte Geisterbanndübel (kleine keilförmige Hölzchen, die abgebrannt und in die Schwundrisse und Fugen des Blockhauses geschlagen wurden) sowie flämmchenförmige Brandspuren, die das Eindringen des Toggelis verhindern sollten, in der Stube des Hauses zu entdecken. Selbst der Platz des Herrgottswinkels gegenüber der Stubentüre ist noch erkennbar.
Bevor die heutigen Eigentümer das ehemalige Wohnhaus 2016 im Baurecht an die Stiftung Ferien im Baudenkmal übergaben, wurde es mehrere Jahre als Ferienhaus genutzt, stand dann aber lange Zeit leer und drohte einzustürzen. Die im September 2017 abgeschlossenen Renovationsarbeiten liessen das Haus Tannen neu erstrahlen: Ausgestattet mit modernen Küchen- und Sanitäreinrichtungen und ergänzt mit Schweizer Designklassikern entstand eine reizvolle Kombination aus Geschichte und Gegenwart.
Das Haus Tannen ist im Besitz der Stiftung Ferien im Baudenkmal.
Baukulturelle Besonderheiten
Das Haus Tannen ist ein zweigeschossiger Blockbau aus Fichtenholz, der auf einem steinernen Sockel erbaut wurde. Sein geschossweiser Aufbau in einer Art Modular- und Bauklotzsystem ist ein essenzielles Konstruktionsprinzip spätmittelalterlicher Blockbauten. Mit seiner stattlichen, rechteckigen Form gehört das Haus zum prägenden und identifikationsstiftenden Erscheinungsbild der Innerschweizer Kulturlandschaft. Mit Ausnahme, der im 19. Jahrhundert angebauten Ost-Laube wurden seit über 650 Jahren sowohl die äussere Gestalt als auch das innere Raumgefüge des Hauses nur unwesentlich verändert. Das obere Geschoss befindet sich bis heute im Originalzustand.
Das für die Restaurierungsarbeiten zuständige Architekturbüro Lukas Baumann Architektur konnte trotz der neu hinzugefügten Küchen- und Badezimmereinbauten die bestehende Substanz und den einzigartigen Charakter des Haus Tannen erhalten. Dank der statisch notwendigen Eingriffe an der Nordwestseite des Hauses war es möglich, alle den Komfort betreffenden Einbauten nicht im Hauptbau von 1341, sondern übereinander liegend im nordwestlichen Ergänzungsbau umzusetzen. Die modernen Küchen- und Sanitäreinrichtungen wurden als Referenz zur freigelegten Bruchsteinmauer im Erdgeschoss in Beton ausgeführt.
Bei den Restaurierungsarbeiten wurde die originale Raumstruktur beibehalten. Die aufwendige Instandstellung des Baudenkmals folgte der Grundhaltung der Stiftung, die Erhaltung der originalen Bausubstanz strikt zu priorisieren. So zeugen heute noch knarrige Holzböden, schiefe Wände, verrusste Stellen in der alten Rauchküche und historische Türen von der Erbauerzeit. Die Wahrung der Struktur führte dazu, dass die niedrigen Raumhöhen von nur 1.88 Meter belassen und die über Jahrhunderte ausgetretenen Böden originalgetreu übernommen wurden.
Informationen zum Ferienhaus
- Grundriss Erdgeschoss
- Grundriss Obergeschoss
Das Haus Tannen liegt etwa eine halbe Stunde zu Fuss von Morschach entfernt, direkt an der Wanderroute «Weg der Schweiz», mitten in einer eindrücklichen Alpenkulisse. Das Haus bietet in vier Schlafzimmern im Obergeschoss und auf einem Bettsofa in der Stube Platz für acht Personen. Zusätzlich ist ein Kinderbett vorhanden. Eine moderne Küche, zwei Badezimmer und eine Sauna sorgen für einen zeitgemässen Komfort. Die Inneneinrichtung, welche vom Architekturbüro Aeberli Vega Zanghi aus Zürich umgesetzt wurde, besteht aus zeitgenössischen Möbeln von Schweizer Designern und Produzenten.
Aus Gründen der Wahrung der historischen Bausubstanz wurde im Haus weder eine Heizung eingebaut, noch wurde es isoliert. Beheizt wird das Baudenkmal authentisch mit dem wieder instand gestellten Kachelofen in der Stube. Während der Wintermonate wird das Baudenkmal eingewintert. Bei schönem Wetter kann der ausgebaute Aussensitzplatz genutzt werden. Im Keller des Baudenkmals steht ein kleiner Stand mit hausgemachten regionalen Spezialitäten zur Selbstbedienung.
Das Haus Tannen ist ein historisches Haus, ein Baudenkmal. Da die alte Raumstruktur weitgehend belassen wurde, ist das Haus nicht hindernisfrei. Obwohl im Übrigen technisch zeitgemäss ausgestattet, möchten wir Sie darauf hinweisen, dass insbesondere die seit Jahrhunderten ausgetretenen Holzböden und die hohen Türschwellen eine gewisse Gefahrenquelle bergen.
Personen: 6 bis 8 (plus ein Kind bis 2 Jahre)
Schlafzimmer: 2 Doppelzimmer, 2 Einzelzimmer, 1 Bettsofa in der Stube, Babybett und -stuhl auf Anfrage
Saison: April bis Oktober
Kurzferien: keine (min. 7 Nächte)
Höhe: 800 m ü. M.
Haustiere: auf Anfrage erlaubt. Hunde haben im Kanton Schwyz Leinenzwang. Wir bitten Sie, dies zu berücksichtigen.
ÖV: Mit dem ÖV bis Morschach. Von dort aus gelangt man zu Fuss in etwa 45 Minuten zum Haus.
Parkplatz: Der kostenlose, ungedeckte öffentliche Parkplatz ist etwa 50 m vom Haus entfernt. Die Strasse von Morschach zum Weiler Tannen ist teilweise eng. Das Gepäck oder Einkäufe können vor dem Haus ausgeladen werden.
Aussenbereich: Westseitig befindet sich ein Sitzplatz mit einem Tisch und Sitzbänken. Zusätzlich stehen zwei Liegestühle zur Verfügung.
WLAN: vorhanden
Heizung: Das Haus wird mit dem Kachelofen von der Küche aus beheizt. Zusätzlich stehen Bettflaschen zur Verfügung.
Ofen / Cheminée: Kachelofen in der Stube. Holz ist vorhanden.
Küche: Keine Geschirrspülmaschine, Kolbenkaffeemaschine (Mocca) vorhanden.
Badezimmer: 2
Waschmaschine: nicht vorhanden
Extras: Das Haus Tannen verfügt über eine Sauna für 2 Personen. Die Böden sind zum Teil sehr alt und uneben und bestehen aus Holz und Stein, weshalb wir gute Hausschuhe empfehlen.
lage
Lage
Morschach liegt auf einer Sonnenterrasse hoch über dem Vierwaldstättersee und ist von Luzern, Zug und Zürich aus schnell erreichbar. Das Haus Tannen befindet sich im Weiler Tannen, knapp 2.5 Kilometer von Morschach entfernt, Richtung Riemenstalden und Sisikon. Der Ausblick vom Baudenkmal reicht im Südwesten auf die historische Rütliwiese und die Urner Berge, im Nordosten auf den weiten Talkessel von Schwyz. Die bekannte Waderroute «Weg der Schweiz» führt direkt am Baudenkmal vorbei.
Geschichte
Schon in voralemannischer Zeit war Morschach besiedelt. Urkundlich wird „Morsacho“ erstmals 1261 erwähnt. 1611 starb ein Drittel der Bevölkerung, etwa hundert Menschen, an der Pest. Bis 1864 die Axenstrasse gebaut war und ab 1882 die Gotthardbahn dem See entlang dampfte, lag Morschach mehr als 600 Jahre lang am alten Pilger- und Saumweg über den Gotthard. Von 1869 bis zu den Kriegs- und Krisenjahren war Morschach eine illustre Feriendestination für berühmte Gäste wie Königin Victoria von England, König Ludwig II. von Bayern oder Winston Churchill.
Ausflüge
Die zentrale Lage macht das idyllische Dorf zum idealen Ausgangspunkt für Bergtouren auf den Fronalpstock und Schifffahrten von Brunnen aus auf dem Urnersee. Herrliche Aussichtspunkte und viele Möglichkeiten für ausgedehnte Spaziermöglichkeiten sind die Highlights von Morschach.
ARCHITEKTEN, HANDWERKER, EINRICHTUNG
Architektur
Baumann Lukas Architekten, 4057 Basel
Inneneinrichtung
Aeberli Architekten, 8001 Zürich
Daniela Aeberli
Da bei der Objektübernahme durch die Stiftung im Haus Tannen beinahe keine Möbel mehr vorhanden waren, musste die Inneneinrichtung neu beschafft werden. Die Möbel stammen mehrheitlich von Schweizer Möbelproduzenten und Schweizer Designern. Diese haben sich grosszügigerweise bereiterklärt, der Stiftung Ferien im Baudenkmal Rabatte zu gewähren.
Wir danken an dieser Stelle allen Beteiligten ganz herzlich für die gute Zusammenarbeit!
Baumeister
Reichlin Bau AG, 6430 Schwyz
Gerüste
Schuler Gerüst GmbH, 6423 Seewen
Zimmermann
Gotthard Holzbau AG, 6454 Flüelen
Fenster aus Holz (bestehend)
Trütsch Fenster AG, 6438 Ibach
Fenster (neu)
Hunziker Schreinerei, 5040 Schöftland
Spenglerarbeiten
Heinzer Bedachungen & Fassaden GmbH, 6438 Ibach
Stein- und Sockelarbeiten
Bolfing Tobias GmbH, 6430 Schwyz
Schlosser
Märchy Kunst- & Bauschlosserei, 6430 Schwyz
Elektroanlagen
Elektrizitätswerk Altdorf AG, 6460 Altdorf
Heizungs- und Sanitäranlagen
Josef Lussmann AG, 6460 Altdorf
Antikschreinerei
Antikschreinerei Hubert Gisler, 640 Brunnen
Schreinerarbeiten
Schreinerei Beeler, 6472 Erstfeld
Sauna
Sauna World AG, 5405 Baden-Dättwil
Malerarbeiten
Horat Maler, 6438 Ibach
Hafnerarbeiten
Origoni GmbH, 6233 Büron
Gartengestaltung
Nideröst Gärtner AG, 6440 Brunnen
Baureinigung
ZL-Hauswart AG, 6300 Zug
Bauingenieur
Synaxis AG, 6460 Altdorf
CES Bauingenieur AG Stalder & Wey, 6423 Seewen
HSK Ingenieure AG, 6410 Goldach
Geologie
Louis Ingenieurgeologie GmbH, 6353 Wegis
Massimiliano Schwarz, 3762 Erlenbach i.S.
Brandschutz
Protec Plan GmbH, 6418 Rothenthurm
Aufnahmen 1999 Uni Zürich
Prof. Dr. Georges Descoeudres, 8000 Zürich
Archäologische Aufnahmen 2016
Laboratoire Romand de Dendrochronologie, Ulrike Gollnick, 1588 Cudrefin
Holzbau
Ambrosius J.R. Widmer, 6440 Brunnen
Bauherrschaft
Stiftung Ferien im Baudenkmal, 8008 Zürich
Bauherrenvertretung
Hansruedi Reimann, 8620 Wetzikon
Möblierung
Möbellieferanten
Möbel Amrein AG, 6010 Kriens, www.amrein.ch
Geliefert von Möbel Amrein: Outdoor Stuhl Eternit, Design Willy Guhl; Bettsofa Meridiani, Design Giulio Manzoni, Modell Twins; Stehleuchte Atari, Designer Isamu Noguchi, Vitra; Tisch/Hocker Antik, Kalt Legno&Vita, Poschiavo; Küchentisch Antik, Kalt Legno&Vita, Poschiavo; Pendelleuchte, Designer R.&E. Bouroullec, Modell AIM; Hocker, Designer Alvar Alto; Stehleuchte Floor, Designer Michele Del Lucchi und Giancarlo Fassino, Tolomeo; Wandleuchte Floor, Designer Michele Del Lucchi und Giancarol Fassino, Tolomeo; Tischleuchte, Designer Jasper Morrison, Mini Glo
Horgenglarus
Horgenglarus Möbelfabrik AG, 8750 Glarus,
www.horgenglarus.ch
Stuhl – Moser 1-250, Designer Max Moser, 1931; Tisch – Sigma T-1560, Horgenglarus, 1944
Lehni AG
Lehni AG, 8600 Dübendorf, lehni.ch
Lehni Bett / Liege Design Andreas Christen, 1982 Rahmen Stahlrohr pulverbeschichtet weiss; Lehni Regal alu, Aluminium
Möbel Zürich
Möbel Zürich, 8003 Zürich, moebel-zuerich.ch
Holzliegestühle secondhand, diverse Farben
Dank
Wir danken allen, die uns dabei helfen, Baukultur für die kommenden Generationen zu erhalten und die Geschichten historischer Häuser erlebbar zu machen. Jeder noch so kleine Baustein hilft, ein Bauwerk zu erhalten.
Wir danken allen Spender:innen, Institutionen sowie allen Mitglieder:innen unseres Tragwerks, die uns bei der Restaurierung des Haus Tannen mit Beiträgen unterstützt haben, aber nicht genannt werden wollen.
Besonders bedanken möchten wir uns bei den folgenden Personen, Stiftungen und Institutionen für ihre grosszügige Unterstützung:
– Denkmalpflege Schwyz
– Albert Koechlin Stiftung
– Bundesamt für Kultur
– Beisheim Stiftung
– Richard Müller Stiftung
– Sophie und Karl Binding Stiftung
– Vontobel Stiftung
– Stiftung Accentus
– Wolfermann Nägeli Stiftung
– UBS Kulturstiftung
– Claire und Ernst Wegmann-Hanhart
– Dr. Kurt L. Meyer-Stiftung
– Otto Gamma Stiftung
– Hans-Theo Schmitz-Otto-Stiftung
– Boner Stiftung
– Diverse Kleinspender:innen
Unser Dank gilt weiter der Eigentümerschaft, die das Baudenkmal der Stiftung im Baurecht übergeben hat.
MEdien
SRF 2 Kultur
(14. Dezember 2017)
Audiofile der am 14. Dezember im Rahmen der Adventsserie auf Radio SRF 2 Kultur ausgestrahlten Reportage «Türen öffnen – Haus Tannen»
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